«Musst du immer das letzte Wort haben?», fragt Hans lachend und schaut von der Zeitung auf.
«Nein, muss ich nicht. Aber woher soll ich wissen, dass du nichts mehr sagen wirst?»
«Aha … vielleicht ist es irgendwann einfach genug?»
Ich antworte. «Dazu sage ich jetzt einfach nichts … Habe ich dann trotzdem das letzte Wort?»
Hans schmunzelt «Siehst du? Du kannst es nicht lassen. Aber ich mache dir ein Angebot. Du musst jetzt nicht unbedingt noch etwas dazu sagen. Du darfst mir gerne das letzte Wort lassen.»
Ich darf ihm gerne das letzte Wort lassen - ha!
Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht könnte! Ich nehme die Herausforderung an. Nur: wie sage ich ihm das, ohne dass ich das letzte Wort habe? Ich könnte ihn etwas fragen, dann müsste er antworten. Oder ich könnte ein neues Gespräch beginnen - dann hätte ich das erste Wort …
Ich fühle mich in die Ecke gedrängt.
Das letzte Wort – haben oder nicht haben.
Es ist schon da - es liegt im Mund bereit und will ausgesprochen werden.
Was tun, mit diesem letzten Wort, das drängelt und ungeduldig wird?
Runterschlucken!
Jetzt liegt es im Magen, bleischwer und unverdaulich.
Es hofft, dass noch weitere letzte Worte kommen, aber es wird bitter enttäuscht.
Und wenn es nicht gestorben ist, lebt es einsam weiter.
Bernadette Gisler